Warum Wahlcomputer kaputte Scheiße sind.

Wie neulich schon versprochen, nun nochmal ein bisschen Hintergrund zu der Wahlcomputersache letzte Woche:

Wahlcomputer sind die seit einigen Jahren beliebter gewordene Weiterentwicklung der sogenannten Wahlmaschinen, mechanische Monster, die auf Knopfdruck Stimmen zählen bzw. zum Beispiel mittels Ausstechen von Lochkarten die automatisierte Auszählung von Stimmen bei einer Wahl ermöglichen sollen.

Denn einer der Kritikpunkte an einer Wahl ist das langwierige Auszählen der Stimmzettel. Denn die Wahlhelfer sind eh schon durch das rumsitzen den ganzen Tag entnervt und wollen heim, die Presse will schnell Ergebnisse und die Politik will sich streiten, wer nun mit wem im Sandkasten spielen darf.

Ausserdem machen Menschen immer mal Fehler. Und lesen Zettel falsch, bewerten ungültige Zettel unterschiedlich und vergessen ein paar Stimmen. Deswegen hat man das geniale Prinzip, das die anonymen Wahlzettel nicht sofort in den Reiswolf wandern, sondern zur erneuten Auszählung liegen bleiben. Und wenn mal ein Paar Säcke Stimmzettel verschwinden, ist das zwar trotzdem Manipulation, wird aber normalerweise bemerkt. Zum Beispiel in den USA. Oder immer mal wieder in Deutschland. Leider sind die Manipulierer in den meisten Fällen die Menschen, die bereits mit Macht zur Manipulation ausgestattet sind und sie erhalten wollen. Innentäter also.

Aber zurück zu den Wahlcomputern:

wahlcomputer

Wir stellen uns mal ganz dumm und überlegen uns, wie kann bei einer kleinen Kiste, wo man Knöpfe drückt und am Ende ein Kassenzettel herausfällt, gewährleistet sein, dass die Stimmen richtig geprüft werden? Und wie kann man das im Nachhinein überprüfen? Aufschraube und Elektronen nachzählen? Wie soll man einen Computer beim zählen beobachten?

Diese schwierige Frage haben die Hersteller schön einfach und mathematisch gelöst:

Gar nicht. Es wurde einfach festgelegt, dass die Computer unfehlbar sind und nicht manipuliert werden. Dafür klebt man lustige Siegel und kleine Papierstreifen an die Geräte und druckt wichtige Zettel, wie sich die Computer selbst überprüfen. Jeder, der schon mal einen Virus auf dem Rechner hatte, weiss, wie gut diese Selbstüberprüfung klappt. Nämlich schlicht gar nicht. Zuhause benutzt man daher vermutlich eine LiveCD zum Neustarten des Rechners. Im Wahlbüro lässt man den Computer einen Zettel ausdrucken, auf dem er bestätigt, dass er sicher ist.

Interessantes Detail am Rande:

Wieviele Menschen wissen in Deutschland eigentlich, wie eine „transparente“ Wahl mit den Wahlcomputern genau (wie in „Tiefgehende technische Details“) abläuft? Antwort aus einer Gerichtsverhandlung: Drei

Und warum werden nun diese Computer eingesetzt?

Damit die Welt ein besserer Ort wird. Und die Herstellerfirma und der Vertrieb Geld verdienen. Sucht euch was aus…

Ãœbrigens – falls ihr das bis hier durchgelesen habt, Respekt – am 2.März sind in Bayern Kommunalwahlen. Gerüchteweise wollen einige Gemeinden Auszählhilfen oder Wahlcomputer einsetzen. Abgesehen davon: Wahlen sind interessant und lustig. Geht zur Wahl und stellt doofe Fragen. Lasst euch den Ablauf erklären. Nehmt euer Recht auf Beobachtung des Ablaufs wahr. Seid unbequem 🙂


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